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Leben auf zwei Kontinenten Oberschlesien – Kenia – Frankfurt am Main

Stefanie Zweig ist eine Figur, die drei Welten verbindet: Oberschlesien in Polen, Kenia in Afrika und Frankfurt am Main in Deutschland. Als Journalistin und Schriftstellerin hat sie dies in oscarwürdiger Weise getan.

Oberschlesische Wurzeln

Stefanie Zweig wurde 1932 in der damaligen Stadt Leobschütz im deutschen Teil Oberschlesiens - der heutigen polnischen Stadt Głubczyce - geboren. Ihre Eltern waren deutsche Juden, die sich einige Monate zuvor in Leobschütz niedergelassen hatten, aber aus Schlesien stammten: ihr Vater Walther Zweig aus Sohrau (heute Żory) und ihre Mutter Lotte aus Breslau (heute Wrocław).

Stefanies Vater, Walther Zweig, wurde am 5. September 1904 in der damals deutschen Stadt Sohrau geboren, die seit 1922 zu Polen gehörte und seitdem Żory hieß. Die Familie Zweig war dort bekannt und geachtet.

Als junger Mann studierte er Jura: zunächst in Heidelberg und dann in Breslau, wo er seine spätere Frau Lotte kennenlernte.

Lotte (Charlotte Henriette) wurde am 20. Juni 1908 in Breslau als Tochter der Familie Perls geboren. Ihre früh verwitwete Mutter zog drei Töchter allein auf, von denen Lotte die zweitälteste war.

Walther und Lotte heirateten am 24. Dezember 1931 in Breslau. Da die jungen Leute beide aus jüdischen Familien stammten, fand die Hochzeit wahrscheinlich in einer der Synagogen in Breslau statt. Ihre offizielle Heiratsurkunde ist bis heute erhalten geblieben.


Interessant ist, dass als Walthers Geburtsort der deutsche Name Sohrau (poln. Żory) und als Wohnort des Trauzeugen Max Zweig (Walthers Vater) "Zory, Polnisch Oberschlesien" angegeben ist. Das war nach der Teilung Oberschlesiens im Jahr 1922, die dazu führte, dass die Stadt nun auf der polnischen Seite der Grenze lag.

Das junge Ehepaar Zweig ließ sich in der Stadt Leobschütz in Oberschlesien nieder, nahe der polnischen Grenze und in der Nähe von Sohrau, der Heimatstadt Walthers. Dort begann Walther als Rechtsanwalt zu praktizieren, zunächst als junger Anwalt in der Kanzlei von Hugo Kammer in der Klosterstraße 31 (heute ulica Klasztorna), die er kurz nach Kammers plötzlichem Tod übernahm. Er leitete die Kanzlei mehrere Jahre lang - so lange es möglich war (bis 1937).

Das junge Ehepaar Zweig wohnte damals in der Lindenstraße 22 (heute ulica Kościuszki), wo bald ihr erstes Kind, ein Mädchen, geboren wurde.

Leobschütz

Głubczyce (dt. Leobschütz) war eine kleine oberschlesische Stadt mit mittelalterlichen Ursprüngen, die in den 1930er Jahren etwa 13.000 Einwohner hatte. Der Charme der Stadt wird durch den ungewöhnlichen viertelkreisförmigen Marktplatz mit dem beeindruckenden Rathaus, den erhaltenen Mauern und Wachtürmen, den Gassen und Gebäuden der Altstadt sowie den interessanten Sakralbauten verstärkt.

Im Jahr 1932 widmete die in Gliwice ansässige und in Oberschlesien populäre Zeitschrift "Oberschlesien im Bild" der Stadt eine Ausgabe.

Zu den Besonderheiten der Stadt gehörte damals, dass dort in unmittelbarer Nähe die wichtigsten Orte dreier unterschiedlicher Religionen nebeneinander existierten: eine katholische Kirche, eine evangelische Kirche und eine Synagoge. Als er in Leobschütz lebte, bemerkte Walther Zweig dazu:

 „Das erste, was mir in Leobschütz auffiel, war die Tatsache, dass die katholische Kirche, die evangelische Kirche und die Synagoge nebeneinanderstehen.“

 Diese drei Religionen existierten in Oberschlesien an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Wesentlichen gleichberechtigt und ohne größere Konflikte nebeneinander. Im Laufe der Jahre unterlagen die deutschen Juden einer Akkulturation und integrierten sich stark in die sie umgebende Gemeinschaft. Sie fühlten sich als vollwertige Bürger, die sich von anderen nur durch ihre Religion unterschieden. Sie verstanden sich nicht als in Deutschland geborene Juden, sondern als Deutsche mosaischen Glaubens. Dies führte zu einer Angleichung des Lebensstils und der Aktivitäten an die übrige Bevölkerung, aber auch zu einer Abkehr von der traditionellen Religiosität.

 Es ist wahrscheinlich, dass auch Walther Zweig zu dieser Zeit solchen Tendenzen folgte - wir wissen jedoch nicht, ob er in Leobschütz eine Synagoge besuchte. Doch Jahre später finden wir in seiner Familie Erinnerungen an Juden in Leobschütz: "Nichtjüdische Bekannte sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber auch sehr zurückhaltend. (...) Ich mag die einheimischen Juden - die meisten von ihnen sind Wissenschaftler oder Kaufleute mit hohen Einkünften. Leider reden sie ständig über Politik".

Stefanie, die Tochter von Walther und Lotte Zweig, wurde in dieser Stadt und in dieser Umgebung geboren - laut ihrer (bis heute erhaltenen) offiziellen Geburtsurkunde am 19. September 1932 im Haus Lindenstraße 22 (heute ulica Kościuszki). Ihre Eltern gaben ihr die Namen Stefanie Regina.

Der für jüdische Familien ungewöhnliche Name Stefanie könnte - wie von entfernten Verwandten vermutet - in Anlehnung an den damals populären österreichischen Schriftsteller Stefan Zweig vergeben worden sein (mit dem die Familie aber nicht verwandt war). So wurde die Namensgebung kommentiert: "Der Name Stefanie? Passt nicht zu einer jüdischen Familie. Zumindest einer, die in Deutschland lebt. In Österreich könnte das anders sein. Wie man an dem berühmten Schriftsteller Stefan Zweig sehen kann. [...] Wenigstens hast du Regina als zweiten Vornamen gewählt".

Der zweite Name Regina bezog sich auf die verstorbene Großmutter Stefanies, Walthers Mutter (dazu mehr in der Familienbeschreibung aus der Zeit in Sohrau).

Sohrau

Walther Zweig, Stefanies Vater, stammte aus der Stadt Sohrau, die damals zu Deutschland gehörte (nach der Teilung Oberschlesiens im Jahr 1922 befand sie sich auf der polnischen Seite der Grenze und wurde in Żory umbenannt).

Die Familie Zweig ließ sich im 19. Jahrhundert in Sohrau nieder: Salo Zweig (Walthers Großvater) aus Rosenberg (poln. Olesno) kam 1865 nach Sohrau und gründete eine Likörfabrik. Nach einigen Jahren, im Jahr 1878, wurde er Eigentümer des ältesten Hotels in Sohrau, "Unter Vier Linden", das am Ring steht. Später wurde es "Zweig's Hotel" genannt. Salo Zweig war in der Stadt sehr bekannt: Er war 40 Jahre lang Mitglied des Stadtrats und wurde vor seinem Tod im Jahr 1910 zum Ehrenbürger von Sohrau ernannt.

Von sechs Kindern übernahm Max (Maximilian), der Jüngste, die Leitung des Hotels von seinem Vater. Außerdem war er viele Jahre lang Mitglied des Stadtrats und gehörte lange dem Vorstand der jüdischen Gemeinde in Sohrau an. Zusammen mit seiner Frau Regina (geb. Redlich) hatte er zwei Kinder: Walther - Stefanies Vater (geboren 1904) - und Liesel (geboren 1907).

 

Der junge Walther Zweig begann seine Schulausbildung in Sohrau, wo er nach der Grundschule ein Jungengymnasium besuchte. Ab 1918 besuchte er die Fürstenschule in Pless (poln. Pszczyna) und ab 1921 das Staatliche Gymnasium in Hirschberg (poln. Jelenia Góra). Ab 1923 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Breslau und Heidelberg, wo er 1928 promoviert wurde. Er wurde Anwalt und Notar und baute seine Kanzlei in Leobschütz auf (mehr dazu im Abschnitt: Leobschütz).

Dennoch kehrte er oft in die Stadt seiner Kindheit zurück, obwohl sie sich 1922 nach der Teilung Oberschlesiens auf der polnischen Seite der Grenze befand. Er glaubte, dass, wie er es in seiner Jugend ausdrückte, "nur gute Menschen in Sohrau leben".

In seinem späteren Leben erinnerte sich Walther oft und mit Nostalgie an Sohrau, wobei er die Stadt meist mit ihrem deutschen Namen, aber auch mit dem polnischen Namen Żory bezeichnete.

Hätte sich Walther Zweig in Sohrau vorstellen können, irgendwann einmal nach Afrika zu gehen? Wahrscheinlich hat er es nicht vorausgesehen, aber sein Kollege erinnerte sich Jahre später an die gemeinsame Schulzeit: "Damals waren wir sehr damit beschäftigt, die Auswanderung nach Afrika zu planen. Heute frage ich mich, warum nur Kinder gute Ideen haben".

Informationen über Afrika - vor allem über die deutschen Kolonien in Afrika - erhielten die Bürger von Sohrau durch die Lokalzeitung "Sohrauer Stadtblatt" und insbesondere durch deren Beilage "Illustriertes Sonntagsblatt", die Walther Zweig sicherlich im Hotel seines Vaters kennengelernt hat.

1926, als Walther 22 Jahre alt war, starb seine Mutter Regina unerwartet in einem Krankenhaus in Gleiwitz und wurde dort auf dem Neuen Jüdischen Friedhof beigesetzt. Es ist bezeichnend, dass die Erde aus ihrem Grab - dem Grab seiner Mutter - Walther durch die Jahre seiner späteren Emigration begleitete (mehr dazu unten).

Nachdem er sich in Leobschütz niedergelassen hatte, hielt Walther engen Kontakt zu seiner Heimatstadt. Er kündigte die Geburt seiner Tochter Stefanie im "Sohrauer Stadtblatt" an und besuchte später mehrmals Sohrau und die Familie mit der kleinen Steffi.

Das Ehepaar Zweig zog mehrmals in Leobschütz um und mietete Wohnungen an verschiedenen Orten: Zuerst wohnten sie in der Lindenstraße 22 (heute ulica Kościuszki), dann für kurze Zeit - zwischen 1934 und 1935 (?) - am Hohenzollernplatz 5 (heute Plac Zgody). Im Jahr 1935 übersiedelten sie in eine Villa mit Garten im Asternweg 4 (heute ulica Kwiatowa), von der eine Reihe Fotos mit der kleinen Steffi existieren. Diese Fotos sowie zahlreiche spätere Familienfotos lassen darauf schließen, dass Walther schon damals einen Fotoapparat besaß und benutzte. Die Dokumentation des Familienalltags ist bis heute erhalten geblieben.

 

Im Ungewissen – gehen oder bleiben?

Das Jahr 1933 veränderte alles. Die Machtübernahme durch Hitler und die Nationalsozialisten markierte den Beginn der Diskriminierung und Verfolgung von Juden in ganz Deutschland. Die meisten Deutschen begrüßten die neuen Machthaber und ihre Politik.

Das nationalsozialistische Regime wollte die jüdische Bevölkerung mit administrativen und wirtschaftlichen Mitteln sowie mit physischer Gewalt aus der deutschen Gesellschaft auslöschen. Am 1. April 1933 kam es in ganz Deutschland zu einem Boykott jüdischer Geschäfte und Unternehmen, und schon bald wurden Juden aus Ämtern und Verwaltungen entfernt.

Bereits im Mai 1933 erhielt Walther Zweig, wie viele andere auch, ein offizielles Berufsverbot. Dagegen legte er energisch Einspruch ein und berief sich auf das Abkommen über den Schutz der Minderheiten in Oberschlesien gemäß den Bestimmungen der Genfer Konvention von 1922. In Übereinstimmung mit den Genfer Beschlüssen war das deutsch-polnische Abkommen vom 15. Mai 1922, das die gegenseitigen Beziehungen der Bevölkerungen beider Länder im oberschlesischen Abstimmungsgebiet regelte, 15 Jahre lang in Kraft. Eine der wichtigsten Bestimmungen war die Schutzgarantie für nationale Minderheiten, zu denen auch die jüdische Gemeinschaft gehörte.

Unter Berufung auf diese Bestimmungen erlangten die oberschlesischen Juden durch die sogenannte Bernheim-Petition Rechtsschutz bis zum Auslaufen der Genfer Konvention, d.h. bis Juli 1937. Das Dritte Reich wurde vom Völkerbund verpflichtet, diskriminierende Maßnahmen gegen Juden einzustellen. In dieser Zeit war Oberschlesien der einzige Teil Deutschlands, in dem die Anwendung der Rasse-Gesetze formell verboten war. Dies schwächte die antijüdischen Aktionen in der Region ab, verhinderte sie aber nicht.

So konnte Walther Zweig 1933 seine Arbeit zwar wieder aufnehmen, doch es wurde immer schwieriger, die Anwaltskanzlei zu führen und den Unterhalt für seine Familie aufzubringen. Das zwang die Familie Zweig unter anderem dazu, ihr Haus mit Garten am Asternweg 4 (heute ulica Kwiatowa) zu verlassen.

Im September 1935 verabschiedete das deutsche Parlament Gesetze zur Nationalität und Staatsbürgerschaft, die sogenannten Nürnberger Gesetze. Unter ihnen verloren die Juden ihr Recht auf die Staatsbürgerschaft des Dritten Reiches, auf Rechtsschutz und Eigentum. Unter anderem durften sie keine staatlichen Ämter bekleiden, und nach dem Gesetz zur Reinerhaltung des deutschen Blutes waren Eheschließungen zwischen "Ariern" und "Nicht-Ariern" fortan untersagt.

In Oberschlesien wurde das Übereinkommen zum Schutz der Rechte nationaler Minderheiten im Juli 1937 außer Kraft gesetzt. Dies bedeutete, dass alle nach 1933 im Dritten Reich erlassenen antisemitischen Gesetze auf das deutsche Gebiet Oberschlesiens ausgedehnt wurden, einschließlich der Nürnberger Gesetze.

Kurz darauf, im Jahr 1937, wurde Walther Zweig schließlich aus der Liste der Rechtsanwälte "gestrichen" und mit einem Berufsverbot belegt. Daraufhin beschloss er, sofort auszuwandern.

Podcast
Erinnerungen aus Leobschütz.

Ausschnitt aus dem Roman von S. Zweig, Nirgendwo in Afrika

Leserin: Katarzyna Opielka

Sie hatten fünf Jahre [ihres Lebens in Leobschütz] lang die Kraft ihrer Jugend für die Illusion eingesetzt, sich eine Heimat zu erhalten, die sie schon längst verstoßen hatte. (…) Die Zeit hatte leichtes Spiel mit ihren Träumen gehabt. Im Westen Deutschlands wurden schon am 1. April 1933 mit dem Boykott der jüdischen Geschäfte die Weichen für die Zukunft ohne Hoffnung gestellt. Jüdische Richter wurden aus dem Amt, Professoren von den Universitäten gejagt, Anwälte und Ärzte verloren ihre Existenz, Kaufleute ihre Geschäfte und alle Juden die anfängliche Zuversicht, der Schrecken würde nur von kurzer Dauer sein. Die Juden in Oberschlesien blieben jedoch dank des Genfer Minderheitenschutzabkommens zunächst vor einem Schicksal verschont, das sie nicht fassen konnten.

Walther begriff nicht, dass er dem Schicksal der Verfemten nicht entkommen konnte, als er seine Praxis in Leobschütz aufzubauen begann und sogar Notar wurde. So waren in seinen Erinnerungen die Leobschützer - freilich mit einigen Ausnahmen, die er namentlich aufzählen konnte und es in Rongai immer wieder tat - freundliche und tolerante Menschen. Trotz der auch in Oberschlesien beginnenden Hetze gegen die Juden, hatten es sich einige, deren Anzahl in seinem Gedächtnis immer größer wurde, nicht nehmen lassen, zu einem jüdischen Anwalt zu gehen. Er hatte sich mit einem Stolz, der ihm im Rückblick ebenso unwichtig wie vermessen erschien, zu den Ausnahmen der vom Schicksal Verdammten gezählt.

Am Tag, als das Genfer Minderheitenschutzabkommen auslief, erhielt Walter seine Löschung als Anwalt.

Podcast
Stefanie Zweig im Interview mit Manfred Bauer.

Manfred Bauer, Auf Spurensuche jüdischen Lebens in Frankfurt – damals und heute. Ein Interview mit der jüdischen Schriftstellerin Stefanie Zweig, in: Schule mit Courage – Rechtsextremismus als pädagogische Herausforderung, Frankfurt am Main, 2010, s. 74-77.

Übersetzung: Arkadiusz Dziura
Leser*innen: Jan Opielka, Katarzyna Opielka

M. Bauer: Haben Sie noch eine Erinnerung an die ‚Reichskristallnacht‘ im November 1938, bei der Sie sechs Jahre alt waren?

S. Zweig: Ich selbst habe daran keine Erinnerung, da meine Familie nach Kenia emigriert war. Dort bekamen wir aber die Entwicklung über das Radio mit. Für meine Eltern und Verwandten bestand nunmehr die Gewissheit, dass sich die Familien wohl nie mehr wiedersehen würden, was eine große Beklemmung auslöste. Eine Freundin, die dies in Deutschland miterlebte, war in Todesangst, als Brandsätze in die Häuser geschleudert wurden und über dem Kinderbett ihrer kleinen Cousine die Scheiben zerbarsten und ihr Gesicht mit Splittern bedeckten.

M. Bauer: Welche Reaktionen zeigten die Kirchen?

S. Zweig: Sie zeigten aus Angst überwiegend keinen Protest.

M. Bauer: Wie veränderte sich die Bevölkerung in Folge des zunehmenden Pogroms?

S. Zweig: Ein schlagartiger Wandel trat bereits 1933 und massiv 1935 ein, als die sogenannten „Nürnberger Gesetze“ Eheschließungen von Juden und Nichtjuden unter Strafe stellten. Hinzu kam ab dem 9. November 1938 die zunehmende Gewalt gegen Juden, die in den Dörfern noch schlimmer war als in den Großstädten. Es steckte hinter dem Antisemitismus vor allem Neid und Missgunst gegenüber den Juden, denen es verhältnismäßig gut ging. Der Hass formierte sich immer mehr zur systematischen Verfolgung und Hetze.

Da das Leben in Deutschland immer gefährlicher wurde, bereiteten sich viele Juden auf die Auswanderung vor.

Zwischen 1933 und 1937 verließen insgesamt etwa 130.000 Juden das nationalsozialistische Deutschland, hauptsächlich wanderten sie in andere europäische Länder aus, aber auch nach Amerika, Palästina und Südafrika. Besonders nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 und nach der Reichspogromnacht 1938 wurde die ganze Welt zur Landkarte, auf der verzweifelt nach einem Zufluchtsort gesucht wurde.

Die Auswanderung war nicht einfach und in vielen Fällen unmöglich. Es wurde immer schwieriger, vom Zielland eine Einreisegenehmigung zu erhalten und geeignete Reisemittel zu beschaffen, und es war auch kompliziert, die richtigen Dokumente zu bekommen. Außerdem mussten Juden eine "Reichsfluchtsteuer" zahlen, die oft ihr gesamtes Vermögen aufbrauchte, denn ihre finanzielle Lage war in den meisten Fällen miserabel. Dann war erst recht nicht daran zu denken, den restlichen Besitz an den Auswanderungsort mitzunehmen.

Für viele Menschen waren diese Hindernisse unüberwindbar. Als die Zahl der jüdischen Flüchtlinge zunahm, wurde es immer schwieriger, ein Zielland zu finden, da die einzelnen Länder die Zahl der Flüchtlinge beschränkten oder ihre Grenzen ganz schlossen. Infolge dieser Bedingungen und letztlich auch aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges konnten sich viele deutsche Juden nicht in Sicherheit bringen. Die große Mehrheit war gezwungen, in Europa zu bleiben, mit allen Konsequenzen, die dies mit sich brachte.

Als die Entscheidung zur Auswanderung getroffen war, handelte Walther Zweig schnell. Er regelte alle Angelegenheiten in Leobschütz, und die Familie reiste - jeden Pfennig zweimal umdrehend - nach Breslau aus. Der 7. November 1937 war ihr letzter Tag in Leobschütz.

Walther und Lotte Zweig versuchten zunächst, nach Montevideo (Uruguay, Südamerika) zu fahren, hatten aber keinen Erfolg. Ein Freund überredete Walther, nach Kenia (Afrika) zu gehen, weil die Behörden dort nur 50 Pfund für die Einreise verlangten - die niedrigste Einreisegebühr der Welt.

In den ersten Januartagen des Jahres 1938 trat Walther seine Reise ins Exil an - zunächst allein, im Ungewissen über seine Zukunft -, und ließ seine Frau und seine Tochter zurück, um sie später nachzuholen. Er verließ Breslau mit dem Zug in Richtung Genua und fuhr von dort mit dem Schiff Ussukuma nach Mombasa in Kenia. Er kam am 30. Januar 1938 in Kenia an und war bald in der Hauptstadt Nairobi.

Mit Hilfe der jüdischen Gemeinde in Nairobi, die Flüchtlinge aus Deutschland, sogenannte refugees, unterstützte, bekam Walther schnell eine Arbeit auf einer Farm in Rongai. Die jüdische Gemeinde half ihm auch finanziell bei der Flucht seiner Frau Lotte und der kleinen fünfjährigen Stefanie aus Deutschland und zahlte jeweils 50 Pfund für jedes der drei Familienmitglieder.

Podcast
Der Brief von Walther Zweig aus Rongai an seine Frau Lotte, die sich in Breslau aufhielt, vom 4. Februar 1938.

Fragment aus dem Buch von Stefanie Zweig „Nirgendwo in Afrika“

Leser: Jan Opielka

„… Ihr müsst so schnell wie möglich abfahren. Dieser Satz ist der allerwichtigste im ganzen Brief. Obwohl ich mich wie ein Schaf benommen habe, musst Du mir jetzt vertrauen. Jeder Tag, den Du mit dem Kind länger in Breslau bleibst, ist verloren. Geh also sofort zu Silbermann. Er hat die größte Erfahrung mit Auswanderungsproblemen und wird Dich zu dem Mann vom Deutschen Reisebüro bringen, der schon so anständig zu mir war. Er wird Dir sagen, wie Du am schnellstens an Schiffskarten kommst, und es ist ganz egal, was es für ein Schiff ist und wie lange es unterwegs sein wird. Wenn möglich, nimm eine Drei-Bett-Kabine. Ich weiß, das ist nicht angenehm, aber sehr viel billiger als die zweite Klasse, und wir brauchen jeden Pfennig. Hauptsache, Ihr seid erst mal an Board und auf See. Dann können wir alle wieder ruhig schlafen.“

„Rongai liegt ungefähr tausend Meter hoch, ist aber sehr heiß. Die Abende sind sehr kalt (nimm also Wollsachen mit). Auf der Farm wächst hauptsächlich Mais, doch habe ich noch nicht herausgefunden, was ich mit ihm machen soll. Außerdem haben wir fünfhundert Kühe und jede Menge Hühner. Für Milch, Butter und Eier ist also gesorgt. Sieh zu, dass du ein Backrezept für Brot mitbringst.“

„Über Rosensamen würde ich mich allerdings sehr freuen. Dann würden auf diesem gottverdammten Fleck Erde die gleichen Blumen blühen wie vor meinem Vaterhaus. Vielleicht kann mir Liesel auch ein Rezept für Sauerkraut schicken. Ich habe gehört, dass Kraut hier gedeihen soll“.

Es hat geklappt! Im späten Frühjahr 1938 stachen Lotte und Steffi von Hamburg aus mit der Woermann-Linie in See. Erst an Bord konnten sie sich sicher fühlen. Walther schrieb in einem Brief: "Wer hätte gedacht, dass das Verlassen der Heimat eine so große Sache sein würde. [...] Heute wissen wir beide, dass das Wichtigste ist, dass wir unbeschadet aus dieser Sache herauskommen.“

Die Fluchtversuche der restlichen Familie Zweig blieben erfolglos. Im Mai 1939 wandte sich Walthers Vater, Max Zweig aus Żory im polnischen Teil Oberschlesiens, mit der Bitte an London, seinem Sohn nach Kenia folgen zu dürfen (Kenia war damals eine britische Kolonie), erhielt aber keine Antwort. Letztendlich gelang es ihm nicht, Europa zu verlassen.

Bei ihrer überstürzten und zum Teil heimlichen Abreise mussten die Exilanten nicht nur ihre Angehörigen, sondern auch alles, was ihre Welt bisher ausgemacht hatte, zurücklassen. Sie konnten nicht viel mitnehmen: ein paar Koffer, ein paar Kisten ...

Erst nach der Ausreise aus Deutschland, in Genua, bat Walther seine Schwester Liesel aus Żory brieflich, seiner später abreisenden Frau einen Sack Erde vom Grab ihrer Mutter in Gleiwitz mitzugeben. In dem Brief betonte er, dass er zumindest "ein Stück Heimat" bei sich haben wolle. Er hoffte, dass für Liesel die Reise nach Gleiwitz und der Besuch des Friedhofs nicht zu schmerzhaft sein würden.

Es ist gelungen: Ein Sack Erde vom Grab der Mutter begleitete die Familie Zweig bei ihrer Auswanderung und weiteren Reisen.

Im Juni kamen Lotte und Stefanie in Mombasa an, und kurz darauf - nach einem kurzen Aufenthalt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi - zogen sie zu Walther auf die Farm in Rongai.

Irgendwo in Afrika – schwierige Anfänge

Kenia war während des beschriebenen Zeitraums eine Kolonie des Vereinigten Königreichs. Um sich hier niederlassen zu können, waren Einreisegenehmigungen und die Zahlung einer Gebühr erforderlich. Obwohl diese Gebühren im Vergleich zu anderen Ländern relativ niedrig waren, erreichten nur sehr wenige Flüchtlinge Kenia, nämlich nur etwa 650. Abgesehen von den ungewohnten, schwierigen Lebensbedingungen und den mangelnden Kenntnissen der englischen Sprache war eine zusätzliche Herausforderung ihre Rolle in der kolonialen Gesellschaft, in der Rassentrennung herrschte: Sie gehörten zu den Weißen, die gegenüber der einheimischen Bevölkerung Kenias privilegiert, aber als Vertriebene gleichzeitig nicht sehr erwünscht waren. Man bevorzugte Handwerker und Spezialisten in technischen Bereichen, während Flüchtlinge aus Deutschland in der Regel andere Berufe vertraten. Einfache Tätigkeiten waren für Weiße nicht akzeptabel, und so wurden sie häufig als Betriebsleiter auf Farmen eingesetzt. Die meisten Flüchtlinge, darunter auch der Rechtsanwalt und Notar Walther Zweig, hatten wenig Erfahrung in der Landwirtschaft. Ein Anwalt, der plötzlich Landwirt ist ... So wird er in britischen Verzeichnissen geführt: Landwirt.

Walther Zweig und seine Familie wurden bei ihrer Ankunft in Kenia von der jüdischen Kultusgemeinde in Nairobi unterstützt: An sie wurde er bei seiner Ankunft verwiesen, dank ihr bekam er seine erste Arbeit auf einer Farm in Rongai, und sie übernahm auch die Bezahlung der Einreise ins Land für Lotte und Stefanie (50 Pfund für jede Person).

Doch schon vor Lottes Ankunft schrieb Walther an seine Frau, dass er nicht damit rechne, dass die örtlichen Juden sie in ihre Gesellschaft einladen würden: "Erstens gibt es eine große Kluft zwischen den alteingesessenen, reichen Juden und uns, den Flüchtlingen, den Mittellosen. Zweitens lebt die Familie Rubens [der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde] in Nairobi, das von Rongai weiter entfernt ist als Żory von Breslau".

Juden in Kenia

Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Juden, sich in Kenia niederzulassen. Obwohl es sich nicht um eine große Gemeinde handelte, bauten sie 1913 die erste Synagoge in Nairobi. Sie bildeten eine kleine religiöse Gemeinschaft, die im Jahr 1930 etwa 80 Mitglieder zählte, die hauptsächlich in Nairobi lebten. Ursprünglich war sie die einzige organisierte jüdische Gemeinde in Ostafrika (1941 wurde in der Stadt Nakuru, in der die meisten jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland lebten, eine eigene Gemeinde gegründet). Die Religionsgemeinschaft half den jüdischen Soldaten und Flüchtlingen so weit wie möglich und unterstützte sie bei der Eingliederung in die neue Umgebung.

Das Leben auf der Farm in Rongai war völlig anders als das, was die Zweigs in Europa gewohnt gewesen waren. Sie flohen aus der pulsierenden Großstadt Breslau und ließen sich in sehr bescheidenen Verhältnissen auf einer armen Farm in der Nähe von Rongai nieder, etwa 200 Kilometer nördlich von Nairobi, in der Nähe des Äquators, auf einer Hochebene, in fast 2.000 Metern Höhe. Die Farm selbst war viele Kilometer von der Stadt Rongai und von anderen Siedlungen entfernt - selbst bis zur nächsten Farm waren es viele Kilometer. Dort arbeiteten sie nur für Essen und Unterkunft, zunächst ohne jegliche Bezahlung. Es sollte hinzugefügt werden, dass die Zweigs weder ein Auto noch ein anderes Transportmittel besaßen, so dass sie darauf angewiesen waren, dass Menschen zu ihnen kamen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt war ein Radio, das nur dann funktionierte, wenn die Batterie aufgeladen war, da sie keinen Strom hatten.

Bevor seine Frau und seine Tochter eintrafen, schrieb Walther in einem Brief: "Du kannst Dir das gar nicht vorstellen, wie viel der Besuch eines Menschen auf dem Bauernhof bedeutet. Man fühlt sich wie ein Toter, der wieder zum Leben erweckt wurde."

Lotte erinnerte sich später, dass während der drei Monate, die sie auf der Farm in Rongai verbracht hatte, sie außer des Hauses, des Stalls und des Waldes nichts gesehen hatte: “Wir lebten absolut isoliert von der Welt.” Es fiel ihr schwer, sich selbst in einem Ort zu finden, der so völlig anders war als das familiäre Breslau, das voller Leben war.

Sie blieben dort ein Jahr lang, bis September 1939. Für Lotte und Walther war es äußerst schwierig, mit den Lebensbedingungen, der harten Arbeit - die sie vorher nicht kannten - und den häufigen Depressionen zurechtzukommen.

Podcast
Stefanie Zweig im Interview mit Arndt Wittenberg im Bayerischen Rundfunk, 2008 r.

Das Online-Angebot des Bayerischen Rundfunks Sendung vom 28.01.2008, 20.15 Uhr

https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/stefanie-zweig-gespraech100.html

Leser*innen: Jan Opielka, Katarzyna Opielka

A. Wittenberg: Das kann man sich gar nicht so ohne weiteres vorstellen. Wie ist denn Ihr Vater damit zurechtgekommen, sich als Rechtsanwalt und Notar plötzlich als Farmer auf der kenianischen Hochebene betätigen zu müssen?

S. Zweig: Mein Vater kam sehr schlecht damit zurecht. Er hatte eine sehr, sehr große Sehnsucht nach seinem Beruf. Juristen haben ja bekanntlich nie etwas anderes gelernt als die Juristerei. Gerade die Juristen waren in der Emigration am schlechtesten dran, denn für die gab es in diesen Ländern einfach keinen Bedarf. Und sie konnten die Landessprache nicht oder nicht perfekt und hatten auch vom dortigen Rechtssystem keine Ahnung. Da war also nichts zu machen für einen Juristen. Es ist ihm sehr schwer gefallen all die Jahre.

Im Gegensatz dazu lebte sich die kleine fünfjährige Stefanie, die zuvor zurückhaltend und schüchtern gewesen war, schnell in ihrer neuen Welt ein und entwickelte sich zu einem abenteuerlustigen, aktiven und kreativen Teenager. Sie war fasziniert vom Leben in Kenia, sah es als Abenteuer und lernte schnell die Landessprache. Sie erinnerte sich: "Als wir in Kenia ankamen, musste ich Swahili lernen, sonst hätte ich mit niemandem auf der Farm sprechen können. Aber es ging sehr schnell."

Sie erlag dem Zauber Afrikas und seiner Menschen und freundete sich vor allem mit dem schwarzen Koch (houseboy) der Familie an, der vom Stamm der Jaluo stammte und Owuor hieß. Er wurde ihr Beschützer und Freund, er brachte der ganzen Familie nicht nur Swahili und Stefanie andere Stammessprachen (einschließlich Jaluo) bei, sondern zeigte ihr auch eine andere, afrikanische Sicht auf die Welt und das Leben.

Dank ihm reifte in Stefanie eine große Liebe zu Afrika, seinen Menschen und der Natur. Sie wurde offen für Erfahrungen und neugieriges Lernen, was sich in ihrer Zukunft auszahlen sollte. Vielleicht hat sie nur deshalb die Kraft in sich gefunden, keine Angst zu haben, eine neue Welt zu entdecken oder irgendwann Schriftstellerin zu werden.

Ungeachtet der schwierigen Lebensbedingungen zog sie daher folgendes Resümee aus dieser Zeit: "Unser zweites Leben ist so schön."

Die Familie Zweig fühlte sich mit Owuor so verbunden - und er mit ihnen -, dass er während ihres gesamten Aufenthalts in Kenia bei ihnen blieb: Er zog mit ihnen auf eine andere Farm und schließlich in die Stadt. Es war in diesem Land ungewöhnlich, dass ein einheimischer Bediensteter der Familie seines Arbeitgebers folgte. Erst bei ihrer Ausreise nach Deutschland im Jahr 1947 trennten sie sich.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurde Walther Zweig wie andere männliche Flüchtlinge als feindlicher Ausländer (enemy alien) interniert - als Staatsbürger Deutschlands, eines Landes, das sich im Krieg mit Großbritannien befand. Die Tatsache, dass er aus Nazi-Deutschland ins Exil geflohen war, spielte keine Rolle.

Er wurde verhaftet und in ein Lager in Ngong gebracht. Lotte und Stefanie wurden - wie andere Flüchtlingsfrauen und -kinder - vorübergehend in Nairobi im Norfolk Hotel untergebracht (einige Frauen waren auch im New Stanley Hotel einquartiert), und das Jewish Refugee Committee wurde mit ihrer Betreuung beauftragt. Die Familie wurde getrennt.

Durch den Nachweis einer landwirtschaftlichen Tätigkeit konnte Walther Zweig aus der Internierung entlassen werden, aber nach seiner Einweisung in das Lager hatte er seine Arbeit auf der Farm in Rongai verloren. Im November 1939 wurde der Familie die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Nur mit Hilfe von Menschen, die er im Lager kennengelernt hatte, erhielt Walther eine neue Stelle und wurde Ende 1939 aus dem Lager entlassen. Die Familie war wieder vereint.

Walther wurde Betriebsleiter auf der Ol' Joro Orok-Farm, etwa 50 Kilometer von Nakuru entfernt, wo Wucherblumen und Flachs angebaut wurden. Für seine Arbeit wurde er mit sechs Pfund pro Monat entlohnt.

Die Familie Zweig verbrachte vier Jahre auf dieser Farm. Wesentlich bessere Lebensbedingungen, häufigerer Kontakt zu Freunden (obwohl sie immer noch kein Auto hatten und auf Besuche Anderer angewiesen waren) und eine gewisse Stabilität machten diese Farm für sie zu einem Ersatz für ein neues Zuhause.

"Das große Vergessen ist wahrscheinlich das Beste an Afrika", hatte Walther gesagt. "Es dauert lange, bis man die Mentalität der Menschen hier versteht, aber sie sind sehr freundlich und sicherlich auch klug. [...] An besseren Tagen denke ich manchmal, dass ich mich an dieses Land gewöhnen könnte". Und Stefanie erinnerte sich Jahre später: "Ich war sehr, sehr glücklich auf dieser Farm.“

1939 wurde die Schulpflicht für alle in Kenia lebenden europäischen Kinder eingeführt. Das galt auch für Stefanie.

Die der Ol'Joro Orok-Farm am nächsten gelegene Schule befand sich in Nakuru, etwa 50 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Die siebenjährige Stefanie besuchte ein Internat, für das ihre Eltern monatlich fünf Pfund (von sechs verdienten) zahlen mussten. Die kleine Steffi war von ihren Eltern getrennt - fünf Jahre lang sahen sie sich nur alle paar Monate, in den Ferien.

Doppelt fremd

Deutsch - mit ihren Eltern, Swahili - mit anderen Leuten von der Farm. Und plötzlich in der Schule - Englisch, das Stefanie nicht konnte. "Ich hatte keine Ahnung, was von mir erwartet wurde", erinnerte sie sich Jahre später. Es war eine schwierige Zeit für sie: Sie musste schnell Englisch lernen und sich an das strenge Leben im Internat gewöhnen; obendrein war sie Jüdin und auch Deutsche, aus einem Land, das den Krieg begonnen hatte:

"Ich wurde doppelt stigmatisiert: Die Engländer waren starke Antisemiten und ich war ein 'deutscher Spion'. Es war wirklich eine unangenehme Zeit für mich. Außerdem kam drittens hinzu, dass ich Klassenbeste war, und das mögen englische Kinder überhaupt nicht."

Daneben war es für alle, auch für jüdische Kinder, obligatorisch, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen.


Podcast
Beschreibung der Schule in einem Brief vom Mai 1941 an die ihr zugewiesene Brieffreundin in England.

Claus-Jürgen Göpfert, Schriftstellerin Stefanie Zweig – Diesseits von Afrika, Frankfurter Rundschau, https://www.fr.de/frankfurt/diesseits-afrika-11348365.html

Leserin: Felicja Opielka

„Meine Lehrerin sagt, wegen der deutschen Bomben darfst Du nicht bei deinen Eltern in London bleiben und musst bei fremden Eltern wohnen. Das tut mir sehr leid. Heimweh ist schlimmer als Bauchschmerzen. Ich darf auch nicht bei meinen Eltern sein. Ich muss drei Monate hier in der Boarding School bleiben... Ich habe nur eine Freundin. Das Essen ist fürchterlich, die Matratzen hart und das Waschwasser immer kalt. So stelle ich mir ein Gefängnis vor. Aber geköpft wird hier niemand. Wir bekommen nur Prügel....

In den folgenden Monaten des Aufenthalts in der englischen Schule wurde Englisch zu ihrer Alltagssprache. Auch Briefe an ihre Eltern schrieb sie auf Englisch oder in unbeholfenem, fehlerhaftem Deutsch mit englischen Einschüben. Die Eltern mit ihren schlechten Englischkenntnissen mussten sich die Briefe ihrer Tochter von Freunden vom Nachbarhof übersetzen lassen. Stefanie sprach nur Deutsch, wenn sie mit ihren Eltern im Urlaub war oder mit anderen Auswanderern zusammenkam, wodurch ihr die Sprache zunehmend fremd wurde. Mehr und mehr dachte sie in Swahili oder Englisch. Und ihr Vater Walther hatte immer mehr das Gefühl, dass er und sein Kind nicht mehr dieselbe Muttersprache hatten.

Podcast
Stefanie Zweig im Interview mit Arndt Wittenberg im Bayerischen Rundfunk.

Das Online-Angebot des Bayerischen Rundfunks Sendung vom 28.01.2008, 20.15 Uhr

https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/stefanie-zweig-gespraech100.html

Leserin: Katarzyna Opielka

Ich war ja erst fünf Jahre alt, als wir in Kenia ankamen. Ich bin sehr schnell damit zurechtgekommen. Ich habe sehr schnell die Sprache gelernt, denn ich musste ja zuerst einmal Suaheli lernen, um überhaupt mit den Menschen sprechen zu können. Und dann habe ich mich, so blöd das auch klingen mag, sehr schnell in die Landschaft und in die Menschen dort verliebt. Ich war sehr, sehr glücklich auf dieser Farm. Unmöglich wurde es erst, als ich in die Schule musste. Denn das war eine englische Internatsschule, was bedeutete, dass ich schon wieder eine neue Sprache lernen musste, nämlich Englisch. Und ich war von meinen Eltern getrennt.

Ich war damals sieben Jahre alt: Für ein siebenjähriges Kind ist das wirklich sehr schwer.

Während ihrer Zeit in der Schule und im Internat schrieb Stefanie ein Tagebuch. Ihre Schulaufsätze wurden von ihren Lehrern und insbesondere vom Schulleiter hoch gelobt. Sie wurde ermutigt, ihr Interesse an der Literatur - in diesem Fall an englischer Literatur – weiter zu verfolgen. Sie tat auch selbst viel dafür und las zahlreiche Bücher aus der Schulbibliothek (z.B. war im Alter von zwölf Jahren "Hamlet" ihre Lektüre).

Ihre Schulaufsätze und Tagebuchnotizen waren der Beginn eines kreativen Schreibens, das in ihrem späteren Leben so fruchtbar wurde.

 

Das Dilemma für alle deutschen Flüchtlinge – und auch für Stefanie und ihre Eltern - war ihr Verhältnis zu Deutschland, zu ihrem Heimatland. Sie hatten das Gefühl, dass sie ein Volk ohne Heimat waren. So drückte es Walther in einem seiner Briefe an seinen in Oberschlesien verbliebenen Vater aus: "Lieber Papa, mach dir vor allem keine Illusionen mehr. Unser Deutschland ist tot. Unsere Liebe zu Deutschland wurde mit Füßen getreten. Ich reiße es mir jeden Tag aus dem Herzen".

Sie warteten voller Unruhe auf Nachrichten von der zurückgebliebenen Familie, der die Flucht aus Nazi-Deutschland nicht mehr gelungen war. Diese Nachrichten wurden immer seltener und lakonischer und beschränkten sich schließlich auf die vom repressiven deutschen Staat erlaubten 20 Wörter.

Ein Brief von Lottes Mutter, den sie 1941 erhielt, war ein Schlag für die Familie: "Morgen fahren wir nach Polen". Dies war eine verschleierte Ankündigung der Deportation in ein Todeslager, in dem sie alle sterben sollten.

Im Februar 1946 erhielten sie einen Brief aus der Sowjetunion, in dem die letzten Tage und der Tod von Walthers Vater und seiner Schwester - Max und Liesel - beschrieben wurden, die früher in Sohrau lebten. Auf ihrer Flucht vor den Nazis erreichten sie Tarnopol (vor dem Krieg lag die Stadt im östlichen Teil Polens, 1942 wurde es von Deutschland besetzt), wo Max Ende 1942 erschossen und Liesel in das Vernichtungslager Belzec gebracht wurde.

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Stefanie Zweig im Interview mit Arndt Wittenberg im Bayerischen Rundfunk.

Das Online-Angebot des Bayerischen Rundfunks Sendung vom 28.01.2008, 20.15 Uhr

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Leserin: Katarzyna Opielka

Wir wussten schon sehr früh im Krieg, dass die Familie umgekommen war. Als 1942 von der Großmutter der Brief kam: "Wir reisen morgen nach Polen", sagte mein Vater, und ich weiß das noch wie heute: "Polen bedeutet Auschwitz!" Da war kein großer Zweifel mehr an ihrem Schicksal da. (…)

Ja, das wusste ich auch als Kind schon. 1942 war ich zehn Jahre alt und als Zehnjährige habe ich das bereits genau verstanden. Wir waren eine Familie, in der über alles gesprochen wurde. Und wenn man auf so einer Farm lebt, dann muss man ja dauernd miteinander reden, weil man sonst nichts zu tun hat.

Trotz dieser schwierigen Zeiten wiederholten Walther und Stefanie immer wieder: "Deutsche dürfen nicht gehasst werden. [...] Nur Nazis. Wenn Hitler den Krieg verliert, werden wir alle nach Leobschütz gehen".

 

Eine bedeutende Veränderung für die Familie Zweig trat Anfang Dezember 1943 ein, als in Kenia beschlossen wurde, auch Freiwillige, die nicht die britische Staatsbürgerschaft besaßen - einschließlich deutscher Auswanderer - in die britische Armee aufzunehmen.

Walther meldete sich wie viele andere Flüchtlinge freiwillig und war ab Mai 1944 in der britischen Armee. Diese Entscheidung bedeutete, dass sie nach vier Jahren die Ol' Joro Orok-Farm verlassen mussten. Dies war ein weiterer schwieriger Moment für Stefanie. Sie war immer noch auf dem Internat in Nakuru, es gab keine Möglichkeit, auf die Farm zurückzukehren.

Lotte lebte und arbeitete in Nairobi, mehr als 150 Kilometer von Nakuru entfernt.

Erst als Stefanie 13 Jahre alt wurde und die Schule in Nakuru beendete, konnte die Familie wieder zusammenleben, diesmal in Nairobi; Walther, der im nahe gelegenen Ngong stationiert war, konnte pendeln. In Nairobi wurde Stefanie an der Kenya Girls' High School eingeschult.

Das Leben in der Großstadt war anders als auf dem einsamen Bauernhof. Die Familie erneuerte auch ihr religiöses Leben und besuchte die Synagoge in Nairobi. Sie verfolgten mit Interesse, was im Krieg und in Europa geschah, denn die Flüchtlinge hatten Zugang zu mehreren Zeitungen, die sie auf dem Laufenden hielten.

Das Kriegsende im Mai 1945 erlebten die Zweigs in Nairobi: Lotte arbeitete, Walther war bei der britischen Armee (und pendelte ins nahe gelegene Ngong) und Stefanie besuchte die Oberschule. Die Lage hatte sich stabilisiert - wenn nicht Walthers Sehnsucht nach seinem Land und seinem früheren Beruf gewesen wären.

Stefanie wusste das und unterstützte - trotz ihrer Liebe zu Afrika und ihrer schlechten Deutschkenntnisse - ihren Vater bei seinen Bemühungen. Es war eine schwierige Entscheidung, denn, wie sie sich später erinnerte: "Allein der Gedanke an Vaters Sprache lähmte meine Zunge."

Am Tag des Kriegsendes schrieb Lotte einen Brief an ihren Vater: "Bald werden wir nach Glupczyce fahren" (die Schreibweise entspricht dem Original).

In dieser Zeit des relativen Friedens vergrößerte sich die Familie Zweig: Am 6. März 1946 wurde Sohn Max geboren - das lang erwartete und ersehnte zweite Kind. Er wurde nach seinem Großvater Max Zweig, dem ehemaligen Hotelbesitzer in Żory, benannt, da es in der Familie Tradition war, neugeborene Kinder nach verstorbenen Vorfahren zu benennen.

Dieses freudige Ereignis für die Familie wurde in der Zeitschrift „Aufbau“ verlautbart, die in New York herausgegeben wurde und sich an deutschsprachige Juden in aller Welt richtete. Sie war eine wichtige Informationsplattform für alle Flüchtlinge, Vertriebenen und Überlebenden.

Stefanie war zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt. Ihr geliebter Bruder Max wurde für viele Jahre zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben.

Ein erneuter Neuanfang

Die Entscheidung, in Kenia zu bleiben oder nach Deutschland zurückzukehren, fiel schwer. Walther fühlte sich immer noch wie ein einsamer Exilant und hatte das Gefühl, dass jeder ihn als einen Mann ohne Ehre und Leistungen ansehen konnte. Er wollte sich wieder zu Hause fühlen, seinen Beruf als Rechtsanwalt ausüben (was nur in Deutschland möglich war) und zu seiner Muttersprache zurückkehren.

Bei solchen Gesprächen schrie seine Frau Lotte: "Niemand wird mich in ein Land der Mörder schleppen." Auch Walther schrie: "Nicht jeder war ein Mörder".

Stefanie erinnerte sich: "Deutschland war für mich ein heikles Wort, denn sobald das Wort 'Deutschland' fiel, stritten sich meine Eltern. Das war eigentlich das Einzige, was Deutschland für mich bedeutete: Deutschland bedeutete einen Streit!"

Jahre später schrieb sie: "Keiner von uns, der überlebt hat, hat seine Seele gerettet.“

Die Entscheidung war umso schwieriger, als sie wussten, dass nach dem Krieg ganz Deutschland zerstört war und eine Hungersnot herrschte. Außerdem wussten sie, dass sie nicht in das von ihnen verlassene Leobschütz und nach Schlesien zurückkehren konnten, da diese Gebiete als Folge des Krieges an Polen abgetreten worden waren.

Die Entscheidung zur Rückkehr wurde durch ein Schreiben des hessischen Staatsministeriums in Wiesbaden vom Oktober 1946 an Walther beeinflusst. Dabei handelte es sich um eine Mitteilung über ein Angebot für eine Anstellung Walthers als Richter in der hessischen Justiz. Es wurde ihm auch eine Wohnung zur Verfügung gestellt.

Walther konnte wieder Jurist in Deutschland sein, das war sein sehnlicher Wunsch gewesen.

Doch Stefanie fiel der Abschied nicht leicht: Sie musste sich von Afrika trennen, das sie so sehr liebgewonnen hatte; außerdem befürchtete sie, mit der deutschen Sprache, die sie nur selten benutzte und die von Englisch und Swahili überdeckt worden war, nicht zurechtzukommen. Sie musste wieder von vorne anfangen ...

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Stefanie Zweig im Interview mit Arndt Wittenberg im Bayerischen Rundfunk

Das Online-Angebot des Bayerischen Rundfunks Sendung vom 28.01.2008, 20.15 Uhr
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Leser*innen: Jan Opielka, Katarzyna Opielka

A. Wittenberg: Nach dem Ende des Krieges hat sich Ihr Vater sehr schnell dazu entschlossen, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Er bekam dann auch eine Anstellung als Richter beim Amtsgericht in Frankfurt. Ich kann mir vorstellen, dass das für Ihre Eltern eine furchtbar schwere Entscheidung gewesen sein muss.

S. Zweig: Mein Vater hatte immer gesagt, den ganzen Krieg über: "Sobald der Krieg zu Ende ist und die Nazis weg sind, will ich nach Deutschland zurück." Man ließ ihn reden, weil man dachte, dass es sowieso nie so weit kommen wird. So habe ich es jedenfalls aufgefasst. Dann aber, als es tatsächlich so weit war, haben sich meine Eltern sehr gestritten. Meine Mutter wollte durchaus nicht zurück nach Deutschland. Sie konnte nicht darüber hinwegkommen, dass ihre Verwandten umgekommen waren, und sie hatte inzwischen ein zweites Kind, meinen Bruder, der im Jahr 1946 geboren wurde. Sie hatte einfach Angst, ihn dieser Not in Deutschland auszusetzen. Denn wir wussten ja von dieser Not in Deutschland damals, wir wussten, dass in Deutschland nach dem Krieg kein Stein mehr auf dem anderen war und dass es nichts zu essen gab. Und genau so war es auch, als wir 1947 nach Frankfurt gekommen sind. Denn mein Vater hatte sich mit seiner Entscheidung durchgesetzt.

A. Wittenberg: Wollten Sie denn als vierzehn-, fünfzehnjähriges Mädchen überhaupt zurück nach Deutschland?

S. Zweig: Nein, überhaupt nicht! Mir war ja klar, dass ich schon wieder die falsche Sprache sprach. Denn inzwischen konnte ich so gut wie kein Deutsch mehr. Ich habe zwar mit meinen Eltern in den Ferien Deutsch gesprochen, aber ich hatte nur alle drei Monate Ferien und war in der anderen Zeit eben auf diesem englischen Internat. Da verliert sich einfach eine Sprache. Und ich konnte auch überhaupt nicht Deutsch lesen oder schreiben. Ich wusste also, wenn ich hier in Deutschland in die Schule komme, dann werde ich keinesfalls mehr Klassenbeste sein und eine sehr schwere Zeit haben. Schon deswegen wollte ich nicht gerne nach Deutschland zurückkehren. Das andere, die Bedeutung von Hunger, kannte ich natürlich nicht, denn wir waren in Afrika trotz aller wirtschaftlicher Not immer satt geworden.

Walther und Lotte Zweig kehrten zusammen mit ihren Kindern Stefanie und Max am 9. März 1947 mit dem Schiff "Almanzora" von Mombasa nach Southampton zurück nach Europa. Die Rückreise wurde von der britischen Armee bezahlt, in der Walther Zweig seinen Dienst im Rang eines Feldwebels abgeschlossen hatte. Neben ihren persönlichen Gegenständen nahmen sie ein paar Andenken aus Afrika und ihre Erinnerungen mit.

Sie kehrten in ein verändertes Europa und ein verändertes Deutschland zurück.

Die Anfänge waren kompliziert: Es gab Schwierigkeiten mit der Unterbringung und der Ernährung. Frankfurt im Jahr 1947 bedeutete eine Zeit der Trümmer, des Hungers und des Mangels, aber auch der Hilfe, der Hoffnungen und der Träume. Auch hier half die örtliche jüdische Gemeinde, der Walther bereits im April 1947 beitrat. Im Laufe der Zeit wurde er dort Mitglied des Vorstands.

 

Bereits am 1. Juli 1947 trat Walther Zweig seinen Dienst als Gerichtsassessor beim Oberlandesgericht Frankfurt an. Seine Ernennung war Teil der "Entnazifizierung" des Justizwesens in Nachkriegsdeutschland: Nur Deutsche, die nicht der NSDAP angehörten, konnten Richter werden.

Walther hatte wieder einen angesehenen Beruf, in dieses "neue Leben" hatte er so viele Hoffnungen gesetzt - aber hat sich sein Traum, den er mit der Rückkehr in sein Heimatland verband, erfüllt?

Für die 15-jährige Stefanie Zweig bedeutete die Rückkehr nach Deutschland einen erneuten Sprachwechsel und das Zurechtfinden in einem ihr völlig fremden kulturellen Umfeld. Wieder einmal befand sie sich auf unbekanntem Boden.

Im Juli 1947 wurde sie in das Schiller-Gymnasium in Sachsenhausen, einem Stadtteil von Frankfurt, aufgenommen. Verängstigt von der Situation, schrieb sie in ihrem Tagebuch: "Ich habe Angst. Schließlich bin ich fast 15 Jahre alt und kann kaum lesen. Zumindest nicht auf Deutsch." Das machte ihr die Schule schwer: Sie kannte keine deutsche Literatur, ihre literarischen Helden waren englische Klassiker, sie kannte weder Goethe noch Schiller. Doch schon bald kam sie mit dem deutschen Theater und den deutschen Dichtern in Berührung, was ihre Zukunft prägen sollte.

Jahre später schrieb sie: "Ich habe mehrere Monate gebraucht, um Deutsch zu lernen, damit ich lesen und schreiben kann und meinen englischen Akzent loswerde. Ich kann noch nicht endgültig einschätzen, welche Sprache meine Muttersprache ist. Ich zähle auf Englisch, ich liebe Alice im Wunderland, ich bin mit Winnie the Pooh befreundet, ich verstehe deutsche Witze immer noch nicht ganz und suche den Humor darin."

Gleichzeitig waren die Lebensbedingungen in den Nachkriegsjahren - Lebensmittelknappheit, Armut - so schwierig, dass die Menschen regelrecht verhungerten. Um ihre Gesundheit zu verbessern, wurde Stefanie 1948 für drei Monate zu der wohlhabenden Familie Guggenheim nach Zürich in die Schweiz geschickt. Ermöglicht wurde dies durch die Hilfe der jüdischen Gemeinde. Die Reise an diesen neuen Ort war für sie schwierig, aber auch fruchtbar: Nicht nur verbesserte sich ihre Gesundheit, sondern sie wurde auch sensibler und interessierte sich mehr und mehr für Kunst. Wie sie sich später erinnerte: "In diesem Haus bemerkte ich eine meiner großen Lieben im Leben, nämlich die Liebe zur Kunst."

Stefanies Rückkehr aus der Schweiz nach Frankfurt war eine Rückkehr in eine zerbombte Stadt, in die Armut und die Sorge um jeden Tag. In ihrem Tagebuch notierte Stefanie: "Bereits auf der Fahrt habe ich versucht, mich an die Trümmer, die deutschen Züge, die Deutschen und die deutschen Stimmen zu gewöhnen. Es war wirklich nicht einfach. Ich kam um zehn Uhr abends in Frankfurt an. Mum und Dad holten mich vom Bahnhof ab. Ich hatte vergessen, dass meine Eltern so mager und so grau im Gesicht waren, und ich war entsetzt, als ich sie sah."

Auch Walther fühlte sich im Nachkriegs-Frankfurt nicht wohl und hatte die Hoffnung verloren, seine alte Heimat wiederzufinden. Es war eine andere Welt als die, die er aus seiner Vergangenheit vor der Migration kannte.

Es herrschte das allgemeine Gefühl, dass - wie sich Stefanie Jahre später erinnerte - "die Deutschen nicht nur einen großen Teil ihres Landes und ihrer Städte verloren hatten. Sie haben auch ihre Seele und ihr Gewissen verloren. Das Land ist voller Menschen, die nichts gesehen und nichts gewusst haben, oder die 'immer dagegen waren'. Und schon werden die wenigen Juden, die sich vor der Hölle gerettet haben, wieder diffamiert."

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Stefanie Zweig im Interview mit Arndt Wittenberg im Bayerischen Rundfunk

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Leser*innen: Jan Opielka, Katarzyna Opielka

A. Wittenberg: (…) Ich kann mir vorstellen, dass Sie natürlich eine sehr gebrochene nationale Identität hatten. Wie sind Sie dann damit umgegangen, deutsch zu sein?

S. Zweig: Ich habe mich nicht als Deutsche gefühlt. Ich habe mich damals als gar nichts gefühlt, denn obwohl ich Afrika sehr geliebt habe, war ich ja nicht so vertrottelt, dass ich gesagt hätte, ich sei Engländerin.

Was Walther am meisten vermisste, war seine Heimat in Oberschlesien. Auf der Suche nach der Vergangenheit umgab er sich mit Menschen aus Schlesien, vor allem aus Leobschütz und Sohrau. Gemeinsam erinnerten sie sich an die Vergangenheit, kultivierten und wiederholten schlesische Ausdrücke und die Mundart. Auch das Essen wurde für ihn zu einem Ersatz für das Schlesische: Er war überzeugt, dass nichts mit den schlesischen Gerichten mithalten konnte, und so suchte er in Frankfurt nach dem schlesischen Mohn-Streuselkuchen, und er kaufte Würste nur bei einem schlesischen Metzger.

Nachdem die Familie ihre Heimat und ihr wahres Zuhause verloren hatte und nach ihrer Rückkehr nicht wiederfand, wurden die Sprache (schlesische Ausdrücke) und das Essen ihr Ersatz. Zahlreiche solcher schlesischen kulinarischen und sprachlichen Motive aus der Vergangenheit hat Stefanie Zweig in ihrer späteren autobiografischen schriftstellerischen Arbeit verwendet.

Außerdem sehnten sich sowohl Walther als auch Stefanie nach Afrika. Heimlich - Lotte sollte es nicht merken - unterhielten sie sich auf Swahili, sangen afrikanische Lieder, schwelgten in Erinnerungen an die kenianische Landschaft, den Frieden und die Aufrichtigkeit der Menschen dort. Es war für sie eine Ablenkung von der grauen, schwierigen Realität.

Ab 1951 lebte die Familie Zweig in einem Mietshaus in der Rothschildallee 9 in Frankfurt. Dieses Haus wurde Stefanie Zweigs Zufluchtsort und Heimat für den Rest ihres Lebens. Gleichzeitig war es das Haus, in dem sie später die Handlung mehrerer Romane ansiedelte; das trifft insbesondere für „Irgendwo in Deutschland" und die Bücher aus der Reihe "Rothschildallee" zu.

1953 schloss Stefanie die Oberschule ab. Für ihre Abiturprüfung wählte sie ein Thema, das sich auf das Werk eines der bekanntesten Schriftsteller der damaligen Zeit bezog, der ihr Namensvetter war - Stefan Zweig. Dies war keine zufällige Wahl: Seine Biografie und sein Werk spiegeln das Leben eines Mannes, der vertrieben, seiner Heimat und seiner Illusionen beraubt wurde. Ein Mann, der dem Wort und der Sprache große Bedeutung beimaß.

Auch Stefanie Zweig schätzte zunehmend die Bedeutung von Worten und die Fähigkeit, Worte so aneinander zu reihen, dass daraus Geschichten und Erzählungen entstanden. Nach Abschluss ihrer Schulausbildung wollte sie zunächst wie ihr Vater Rechtsanwältin werden, wurde dann aber Journalistin. Die Notwendigkeit, nach ihrer Rückkehr nach Hause Deutsch zu lernen, führte schließlich dazu, dass Stefanie ihre neue/alte Muttersprache zu schätzen wusste. Von da an wurden Worte und deren Kombination miteinander, die die Welt und Erfahrungen beschreiben, zur Grundlage ihrer Arbeit.

Nach ihrem Umzug nach Düsseldorf arbeitete Stefanie Zweig zunächst für die jüdische Zeitung "Jüdische Allgemeine".

Nach dem Tod ihres Vaters Walther 1959 (er starb im Alter von 54 Jahren an Herzversagen) kehrte sie jedoch nach Frankfurt zurück. Seitdem arbeitete sie in der Kulturabteilung der Frankfurter Zeitung „Abendpost / Nachtausgabe" und leitete dort von 1963 bis 1988 die Reportageabteilung. Sie war auch Theaterkritikerin.

In regelmäßigen kurzen Kolumnen beschrieb sie ihre Sicht der Welt, alltägliche Ereignisse und Begegnungen. Als gute Beobachterin des Lebens, der Menschen und der Tiere stellte sie ihre Beobachtungen und Gedanken vor und würzte sie mit einer großen Portion Humor. Die Kolumnen waren so beliebt, dass viele Leser sie ausschnitten und an Freunde schickten.

"Meine Welt" war der Titel ihrer regelmäßigen Kolumne in der „Frankfurter Neuen Presse“, die fast bis an ihr Lebensende existierte.

Als die Zeitung "Abendpost / Nachtausgabe" 1988 ihr Erscheinen einstellte, wandte sie sich vollständig dem freien Schreiben zu: als freiberufliche Journalistin und Schriftstellerin.

Von der Heimatlosigkeit zum Oscar

Stefanie Zweigs ungewöhnliche Geschichte - ein Kind jüdischer Emigranten in Kenia, die Sehnsucht nach der verlorenen oberschlesischen Heimat, das Aufwachsen als junges jüdisches Mädchen im Land ihrer ehemaligen Verfolger - war eine gute Grundlage für die Schriftstellerei.

Die gelernte Journalistin schrieb zunächst Bücher für Kinder und Jugendliche. Ihr erstes Buch für junge Leser: "Eltern sind auch Menschen" wurde 1978 veröffentlicht. Eines ihrer bekanntesten Kinderbücher ist "Katze fürs Leben". In diesem Buch wird die Welt durch die Augen einer Katze erzählt - so anschaulich, dass junge Leserinnen und Leser von dieser Lektüre Eindrücke fürs Leben mitnehmen.

1980 hingegen wurde Afrika zum Thema ihres Buches "Ein Mund voll Erde". Junge Leser lernten viele afrikanische Sitten und Gebräuche kennen, aber auch die Bedeutung von Begegnungen zwischen verschiedenen Welten und Kulturen und den Schmerz der Trennung.

Seitdem ziehen sich afrikanische Themen wie ein roter Faden durch ihr Werk.

Als die Zeitung, für die sie arbeitete, Ende der 1980er Jahre ihr Erscheinen einstellte, beschloss die 60-jährige Stefanie Zweig, weiter auf Erwachsenenliteratur zu setzen. Ihr autobiografisches Buch "Nirgendwo in Afrika", das 1995 erschien, wurde schnell zu einem weltweiten Erfolg. Dieser Roman erzählt das Leben einer Familie, die von Europa nach Kenia flüchtet, von ihrer Ankunft 1938 dort bis zu ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1947. „Es ist die Geschichte eines mutigen Vaters, der seiner Tochter beibrachte, nicht zu hassen", so die Autorin. Das Buch wurde in Deutschland ein Bestseller und markierte den Beginn größerer Erfolge als Schriftstellerin. Insgesamt schrieb sie über ein Dutzend Romane.

Die Geschichte dieses Buches wurde in dem ein Jahr später veröffentlichten Buch "Irgendwo in Deutschland" fortgesetzt, das das Leben der Familie von ihrer Rückkehr 1947 bis zum Tod des Vaters 1959 beschreibt.

Diesem Buch folgten viele weitere Romane, die sich zumeist mit Afrika und dem Wanderleben von Flüchtlingen befassen und größtenteils autobiografisch sind. In diesen Büchern verarbeitet Stefanie Zweig ihre Exilgeschichte und ihre Begegnungen mit verschiedenen Kulturen. Gleichzeitig beschreibt sie, was sie erlebt hat und was sie unauslöschlich beeindruckt hat: die Menschen, die Tiere, die Farben und Gerüche Afrikas, aber auch die Sehnsucht, das Hin- und Hergerissensein über zwei Kontinente, den Verlust und das Verlassen von geliebten Orten und Menschen. Sie bezog ihre Erfahrungen aus dem Zusammentreffen dreier Welten ein: der deutschen Flüchtlinge, der englischen Kolonie (die Engländer) und Afrikas (die Kenianer).


Das Haus, in dem Stefanie Zweig über 60 Jahre lang, von 1951 bis zu ihrem Tod im Jahr 2014, lebte, war dagegen der Ausgangspunkt für eine Reihe von vier Büchern über das Haus in der Rothschildallee 9 in Frankfurt am Main, die zwischen 2007 und 2011 erschienen. Obwohl ihre Familie nicht aus Frankfurt am Main stammte, gelang ihr mit dieser Reihe durch die akribischen Recherchen zur Vergangenheit der Stadt eine bemerkenswerte Beschreibung des Lebens einer bürgerlichen jüdischen Familie über fast ein Jahrhundert hinweg, vom späten 19. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Geschicke der Familie, die mit diesem Mietshaus verbunden ist, ist mit der Geschichte Frankfurts, Deutschlands und der Welt verwoben und zeigt den ewigen Traum von Liebe, Akzeptanz und Gleichheit. Diese Bücher enthalten die Quintessenz des Lebens und des Wandels im Europa des 20. Jahrhunderts.


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Stefanie Zweig im Interview mit Arndt Wittenberg im Bayerischen Rundfunk.

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A. Wittenberg: Ist das Haus in der Rothschildallee, in dem Sie nun schon so lange leben, Ihre Heimat geworden bzw. können Sie mit dem Begriff "Heimat" überhaupt etwas anfangen?

S. Zweig: Wenig. Aber ich bin in diesem Haus wirklich zu Hause, das stimmt ganz gewiss. Aber "Heimat" erscheint mir doch ein bisschen ein anspruchsvollerer Begriff zu sein.

In ihrem letzten Roman "Nirgendwo war Heimat: Mein Leben auf zwei Kontinenten", der 2012 erschien, kehrte die Autorin noch einmal zur Geschichte des afrikanischen Exils und der schwierigen Rückkehr in die ehemalige Heimat zurück. Das Buch hat eine ungewöhnliche Form: Es besteht ausschließlich aus Briefen und Telegrammen, die zwischen den Handelnden der Geschichte hin- und hergeschickt wurden. Stefanie Zweig hat selbst erfahren, wie wichtig Briefe und Nachrichten sind, dass sie ein Bindeglied zur verlassenen Welt sind, ein wichtiges Element des Überlebens für Flüchtlinge im Exil.

Das fast vollständig autobiografisch angelegte Buch ist zu einer Art Resümee des Lebens und der schriftstellerischen Karriere von Stefanie Zweig geworden.

Dank ihrer Charakterstärke konnte Stefanie Zweig ihre schwierigen Erfahrungen, ihre Heimatlosigkeit und ihren Verlust in fesselnde Geschichten verwandeln, Bücher, die in der ganzen Welt geschätzt werden. Ihr Hauptthema ist zum einen das Zusammenleben der Kulturen und Religionen, gleichzeitig zeigt die Autorin aber auch, wie der Holocaust das Leben der nachfolgenden Generationen weiterhin prägt. Die Schriftstellerin ist zu einer der berühmtesten Chronistinnen jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert geworden.

Ihre zahlreichen Bücher - 25 Titel erschienen zwischen 1978 und 2012 - wurden in 16 verschiedene Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren. Für ihre schriftstellerische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1993 mit der "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland".

Am berühmtesten wurde ihr Werk jedoch durch einen Film, der auf dem Roman "Nirgendwo in Afrika" basiert. Der gleichnamige Spielfilm unter der Regie von Caroline Link wurde 2003 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.

https://fwcdn.pl/video/f/212/35612/nirgendwo_in_afrika_trailer_df.vp9.480p.webm

Podcast
Ausschnitt aus dem Interview mit dem Neffen von Stefanie – Walter Zweig. Juliane Orth, Das Deutsche Exilarchiv in Frankfurt, Hessischer Rundfunk.

https://www.hr-inforadio.de/podcast/wissen/das-deutsche-exilarchiv-in-frankfurt,podcast-episode-30222.html

W. Zweg: Bei meiner Tante war es so, dass sie sehr, sehr jung war, als sie Deutschland verlassen hatte. Insofern wurde der Verlust der Heimat Deutschland bei ihr, glaube ich, emotional abgelöst durch den zweiten Verlust, der dann neuen Heimat Afrika. Wenn, dann hat sie darüber gesprochen, wie schlimm es für sie war, aus Afrika wegzugehen und dass sie das als Kind nicht nachvollziehen konnte. Und die Entscheidung des Vaters damals ja auch sehr schwermütig nur akzeptieren konnte. Und zurück in das kaputte Deutschland zu gehen, von dem sie eigentlich nur wusste, dass dort die ganze Familie umgekommen ist.

J. Orth: Seine Anwaltsrobe hat Walter Zweig mit ins Exil nach Kenia mitgenommen und dort bei der Feldarbeit getragen. Vor seiner Abreise hat er seine Schwester Liesel um etwas Erde vom Grab seiner Mutter in Leobschütz gebeten. Auch dieses winzige Säckchen mit Erde fand sich bei der Schatzsuche in Stefanie Zweigs Haus in der Rothschildallee.

S. Asmus: Dieses Säckchen mit Erde, das ist winzig klein, mit einer ganz schwachen Beschriftung „Erde vom Grab meiner lieben Mutter“ und wenn man das sieht, kann man sich, finde ich, sehr gut vorstellen, was es heißt, wirklich ins Exil zu gehen, entscheiden zu müssen, was nimmt man mit und sich dann zu entscheiden, ich nehme dieses Säckchen Erde mit, weil ich nicht weiß, ob ich jemals nochmals Gelegenheit haben werde, an dieses Grab zurückzukehren. Das ist natürlich absolut anrührendes Stück und ich muss auch sagen, für die Familie Zweig ist es auch so ausgegangen, dass sie auch nach der Rückkehr nach Deutschland nicht mehr zu diesem Grab zurückkehren konnten, weil der Ort eben dann in Polen lag, also das ist wirklich ein sehr anrührendes Stück.

J. Orth: Aber wie konnte es sein, dass dieses und andere Stücke ein Leben lang verborgen geblieben waren, dass sie niemals gezeigt wurden, bei Familientreffen oder bei Gesprächen? Anders als in anderen Familien wurde die Zeit des Exils in der Familie Zweig nicht totgeschrieben. Aber die Dokumente und Erinnerungsstücke behielt Stefanie Zweig ein Leben lang für sich.

W. Zweig: Ich denke, es ist halt so, dass zunächst mal meine Tante durch die Emigration und alles, was dann folgte, so geprägt war, dass es einfach klar war, dass man sich nicht zu sehr an Dinge bindet, weil es einfach zum Leben meiner Tante dazu gehörte, dass von einem Tag auf den anderen, Dinge, die man gewohnt war, eben weg waren. Und so hat sie das ihr ganzes Leben lang gehalten. Deswegen war es eben besonders erstaunlich, dass wir dann bei dieser Suche doch in den untersten Kisten ein paar alte Erinnerungsstücke und Devotionalien aus der damaligen Zeit doch noch entdeckt haben. Das hat gezeigt, dass es eben doch gewisse Dinge gab, von denen sie sich dann auch nicht getrennt hat.

Erinnerung an Stefanie Zweig

Stefanie Zweig starb nach kurzer, schwerer Krankheit am 25. April 2014. Sie hatte eine friedliche Haltung zum Tod: "Ich war schon immer eine Realistin. Der Tod trennt uns, das liegt in der Natur der Dinge."

Sie wurde auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Frankfurt begraben, neben ihrem geliebten Bruder Max, der mehr als zehn Jahre zuvor gestorben war.

Die Erinnerung an Stefanie Zweig und ihre Familie wird unter anderem im Städtischen Museum in Żory gepflegt. Diese Stadt erinnert an die angesehene Familie Zweig und an Stefanies außergewöhnliches Leben und ihre Leistungen. Auch die Schriftstellerin erinnerte sich bis an ihr Lebensende an Żory, was sie in vielen ihrer Bücher zum Ausdruck brachte, obwohl sie die Stadt nach dem Krieg nie mehr besuchte.

Es gab auch andere Beziehungen zwischen Żory und Stefanie Zweig. Als der Verein der Liebhaber der Stadt Żory im Jahr 2005 ein Album mit Postkarten aus der Vorkriegszeit unter dem Titel "Żory mit Licht gemalt" herausgab, schrieb Stefanie Zweig einen herzlichen Brief an die Herausgeber, in dem sie ihnen für diese Initiative dankte: "Ich danke den Menschen in Żory, dass sie meine Familie nicht vergessen haben [...] auch im Namen derer […], die nicht mehr unter uns sind".

Brief an Żory

Sehr geehrte Verleger,

Sie veröffentlichen ein Buch über Żory! Wie gerne würde ich als Enkelin von Max Zweig und Urenkelin von Salo Zweig dabei sein. Leider erlaubt es mir meine Gesundheit derzeit nicht, zu reisen. Schweren Herzens denke ich daran, wie stolz mein Vater Walter Zweig sein würde, wenn er wüsste, dass die Stadt seine Familie nicht vergessen hat und seine Tochter als Ehrengast einlädt. Er hat "sein" Żory nie vergessen.

In Kenia, wohin wir mit meinem Vater und meiner Mutter geflohen waren, um unser Leben vor den Deutschen zu retten, erzählte mir mein Vater von seinem Heimatland. Dieses Bild hatte sich seit zehn Jahren in meinem Kopf festgesetzt. Es war das Bild einer Gemeinschaft, die für mich, ein Kind, das in Afrika lebte, einerseits so märchenhaft unwirklich war wie Schneewittchen und die sieben Zwerge und andererseits so real wie die Menschen auf der Farm, auf der wir lebten. Das "Hotel Zweig" kam in jeder Geschichte meines Vaters vor. Auch die Bäume vor dem Haus seiner Familie und sein Vater, der während des Ersten Weltkriegs stolz auf seinem Pferd ritt. Deutschland dankte ihm nicht dafür... Max Zweig floh 1939 mit seiner Tochter Liesel aus Sohrau und erreichte Russland, wo er auf einer Straße von einem SS-Mann getötet wurde. Seine Tochter wurde im Konzentrationslager Belzec ermordet. Ein Lehrer aus Russland teilte uns dies schriftlich mit. Sein Brief erreichte uns zu Beginn des Jahres 1946 in Nairobi. Von meinem Urgroßvater Salo gab es keine Spuren mehr. Nur ein paar Gläser mit seinem Namen blieben übrig. Mein Vater starb im Jahr 1959.

Mein Vater liebte seine Heimatstadt sein ganzes Leben lang. Er lachte, als er sich an seine Jugend erinnerte, und trauerte, als am 1. September 1939 Polen von Deutschland überfallen wurde. Wie gerne würde er Żory noch einmal sehen. Wie wichtig Żory für ihn war, habe ich in meiner Autobiografie beschrieben, und ich bin sehr froh, dass dieser Bestseller in Polen erschienen ist. Mein Vater nannte die Stadt gewöhnlich Sohrau, aber auch Żory. Er sprach immer davon, dass Menschen - Christen und Juden - Seite an Seite in Frieden lebten. Bis sie es nicht mehr durften ... Als Hitler 1933 die Macht in Deutschland übernahm, nahm mein Vater meine Mutter und mich (damals sechs Monate alt) mit zu seinem Vater nach Żory. Meine Mutter, die in Kenia nicht an Deutschland denken wollte, aus dem ihre Mutter und ihre Schwester deportiert worden waren, sprach immer liebevoll und gut von Żory. "Die Menschen dort", sagte sie einmal, "waren gut und weltoffen.“ Für mich, die ich mich 1937 von meinem Großvater und meiner Tante in Żory verabschiedet habe und mich an nichts mehr erinnern kann, war diese Stadt, die für meinen Vater immer seine Heimat blieb, ein Stück Paradies. Ein Paradies des Herzens ... das einzige, aus dem uns niemand vertreiben kann.

Ich danke den Menschen in Żory, dass sie meine Familie nicht vergessen haben. Da ich die letzte Vertreterin meiner Familie bin, muss ich Ihnen auch im Namen derer danken, die nicht mehr unter uns sind.

Bücher erzählen eine Geschichte. Fotografien erwecken sie zum Leben. Sohrau und Żory waren für mich nur Namen, Erinnerungen an meinen Vater, der von seiner glücklichen Jugend sprach und Tränen in den Augen hatte, wenn er an seine verlorene Heimat dachte. Jetzt lese ich diese Namen, die ich seit fünfzig Jahren nicht mehr gehört habe. Ich schaue mir Bilder an und sehe, was mein Vater, Großvater und Urgroßvater gesehen haben. Und die Geschichte ist nicht mehr nur eine Geschichte, die mir erzählt wird, sondern eine lebendige Geschichte. Ich habe diesen Teil der Welt erreicht, der für die Familie Zweig viele Jahre lang Heimat war.

Liebe Autoren und Verleger des Buches! Mit exquisitem historischem Gespür, mit der Liebe und dem Taktgefühl, die gute Historiker auszeichnen, blättern Sie die Seiten der Geschichte um und geben Bilder der Gegenwart frei. Dafür danke ich Ihnen aus tiefstem Herzen.

Frankfurt am Main, 31. Januar 2005.


2013, ein Jahr vor Stefanie Zweigs Tod, sprachen Vertreter des Museums in Żory mit der Schriftstellerin und erhielten von ihr interessante Informationen über ihre Beziehung zu Oberschlesien sowie als Geschenk einen Aschenbecher in Form eines Tieres - ein Andenken an ihr Exil in Afrika. Die Autorin überreichte auch ihr neuestes Buch: "Nirgendwo war Heimat" mit einer handschriftlichen Widmung an die Stadt Żory.

2017 wurde vor dem Städtischen Museum in Żory ein Denkmal enthüllt, das die kleine Stefanie nach ihrer Ankunft in Afrika sowie ihren Vormund und Freund Owuor darstellt. Der Entwurf der Statue stammt von der in Żory lebenden Künstlerin Anna Bodzek-Sikora, und die Figuren wurden von afrikanischen Künstlern unter der Leitung von Oussman Ilboudo und Derme Ablasse angefertigt, so dass auf symbolische Weise zwei Welten und zwei Kontinente, die der Schriftstellerin so wichtig waren, vereint wurden. Bei der Enthüllung des Denkmals war auch ihr Neffe Walter Zweig anwesend.

Vorbereitung des Denkmales: Żory / Afrika

Stefanie Zweig hat zeitlebens nicht nur die Erinnerung an ihr Exil in Kenia gepflegt, sondern auch Familiendokumente aus dem Exil und aus den Jahren nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aufbewahrt. Nach ihrem Tod wurden diese Materialien von Walter Zweig, ihrem Neffen, an das Deutsche Exilarchiv in Frankfurt am Main in der Deutschen Nationalbibliothek übergeben. Diese Materialien, die zum Teil in elektronischer Form zur Verfügung stehen, werden für Projekte der historisch-kulturellen Bildung und pädagogische Aktivitäten verwendet, bei denen Stefanie Zweigs außergewöhnliche Biografie und ihre Romane eine Rolle spielen und die drei Themen Geschichte, Religion und Sprache miteinander verbunden werden.

Geschichte von Stefanie Zweig in der DNB

Podcast
Ausschnitt aus dem Interview mit Walter Zweig, dem Neffen von Stefanie Zweig, Juliane Orth (Journalistin) und Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs in Frankfurt, im Hessischer Rundfunk.

https://www.hr-inforadio.de/podcast/wissen/das-deutsche-exilarchiv-in-frankfurt,podcast-episode-30222.html

H. Ließmann: Seit bald sieben Jahrzehnten sammelt das Deutsche Exilarchiv in Frankfurt Briefe, Tagebücher und ganze Nachlässe von Menschen, die in der NS-Zeit aus ihrem Heimatland weggingen. Exil heißt, dass sie nicht freiwillig gegangen sind. Von Sigmund Freud, Albert Einstein, Bertolt Brecht oder der Familie Mann wissen wir einiges über ihr Exil. In vielen Familien ist aber über diese Zeit geschwiegen worden. Umso wichtiger, dass Dokumente diesen Teil der deutschen Geschichte zeigen.

J. Orth: Nach dem Tod von Stefanie Zweig im Jahr 2014 stellte sich die Frage, ob es Dokumente oder andere Hinterlassenschaften geben könnte, die die Familie dem Deutschen Exilarchiv zur Verfügung stellen wollte. Sylvia Asmus kontaktierte Walter Zweig. Er begegnete der Anfrage eben so offen, wie skeptisch, denn von Dokumenten, die sich um die Exilgeschichte seiner Tante drehten, war ihm nichts bekannt.

W. Zweig: Nein, habe ich zuerst mal aus dem Bauch heraus gesagt, mache ich gerne, aber wir werden wahrscheinlich nix finden, weil ich glaube gar nicht, dass es was gibt. Ich kannte das nicht, dass man irgendwie ein Fotoalbum aus dem Regal holt und sagt, na guck mal, dass waren die Großeltern und die Urgroßeltern, dadurch dass ja so was zu großen Teilen durch die Emigration verschwunden war, habe ich das auch nicht hinterfragt und für mich war das alles nicht existent.

J. Orth: Walter Zweig und Sylvia Asmus machten sich gemeinsam auf die Suche. Es wurde eine Art Schatzsuche. Sylvia Asmus denkt gerne zurück an den Nachmittag, als sie mit Walter Zweig das Haus in der Frankfurter Rothschildallee durchkämmte, das in so vielen Büchern von Stefanie Zweig eine so bedeutende Rollte spielte.

S. Asmus: Wir sind zusammen durch die Wohnung gegangen und auf den Dachboden und haben an verschiedenen Stellen geschaut und haben eben doch sehr interessante Stücke gefunden. Also manches auch gar nicht so fern von Ihrer Tante, ja sogar im Schreibtisch, in der Schublade haben wir Dinge gefunden, die Sie aber auch nicht kannten, da sie vorher nicht geholt wurden und es waren wirklich Dinge, bei denen man sich schon ganz gut erklären kann, warum das genau zu den wenigen Stücken gehört hat, die sie ihr Leben lang behalten hat.

J. Orth: Diese Kostbarkeiten kurz nach ihrem Auftauchen bereits wieder aus der Hand zu geben, und dem Deutschen Exilarchiv anzuvertrauen, kostete Walter Zweig Überwindung. Letztlich war er aber davon überzeugt, dass der Nachlass seiner Tante hier am besten aufgehoben wäre.

W. Zweg: Erstmals habe ich gedacht, dass sind Dinge, die meine Familie aufgehoben hat, über Generationen hinweg, und ich kann ja jetzt nur nicht einfach sagen „Ja, ok, nehmt alles!“, aber nach längerem Überlegen kam ich zu dem Schluss, dass ich mir gedacht habe, es ist sonst nirgendwo so gut aufgehoben wie hier, weil wirklich die Menschen, die Interesse daran haben, die Möglichkeit haben, für immer den Zugang dazu zu haben, und, nehmen wir mal im schlimmsten Falle an, ich hätte genauso gehandelt wie meine Tante, alles irgendwie vergraben, und in dreißig oder vierzig Jahren, wenn mir vielleicht was passiert, kommt jemand und staubt den Dachboden aus und wirft vielleicht alles weg und das wäre auch Schade gewesen. Also ich fand so, die sicherste und beste Möglichkeit ist zu konservieren und nicht zuletzt hat auch de facto eine sehr große Rolle gespielt, dass ich das Gefühl hatte, meine Tante wäre sehr geehrt gewesen.

Informationsquellen

  • S. Asmus, „Mut ist im Leben viel wichtiger als Schokolade“, Dialog mit Bibliotheken 2017/2, s. 37–39: https://d-nb.info/1140653369/34
  • M. Bauer, Auf Spurensuche jüdischen Lebens in Frankfurt – damals und heute. Ein Interview mit der jüdischen Schriftstellerin Stefanie Zweig (w:) Schule mit Courage – Rechtsextremismus als pädagogische Herausforderung, Frankfurt am Main, 2010, s. 74–77: https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hkm/schule_mit_courage.pdf
  • Between Life and Death (Europejska Sieć Pamięć i Solidarność): https://enrs.eu/uploads/media/5e79cd096fa34-life-and-death-2020.pdf
  • J. Carlebach, The Jews of Nairobi, 1903–1962 (5664–5722), Nairobi 1962.  https://ufdc.ufl.edu/AA00004166/00001
  • J. Delowicz, Gmina wyznania mojżeszowego w Żorach 1511–1940. Z badań nad historią miasta, Żory 2018.
  • C. Salvadori, Glimpses of the Jews of Kenya, 2004 – fragment: http://www.europeansineastafrica.co.uk/_site/custom/database/default.asp?a=viewIndividual&pid=2&person=22836
  • S. Zweig, Irgendwo in Deutschland, …
  • S. Zweig, Nigdzie w Afryce, przeł. Tomasz Dziedziczak, Warszawa 2004.
  • S. Zweig, Nirgendwo war Heimat, München 2014.
  • Stefanie Zweig im Gespräch mit Arndt Wittenberg (2008): https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/stefanie-zweig-gespraech100.html

Frankfurter Neue Presse:

  • 12.10.2005;
  • 19.09.2007;
  • 28.06.2008;
  • 12.11.2008;
  • 23.01.2009;
  • 26.03.2009;
  • 19.09.2012.
  • http://www.europeansineastafrica.co.uk/_site/custom/database/default.asp?a=viewIndividual&pid=2&person=22836
  • http://www.knerger.de/html/zweigsteschriftsteller_116.html
  • https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/autorin-stefanie-zweig-femaleheritage/
  • https://dbs.anumuseum.org.il/skn/en/c6/e258070/Place/Kenya
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Stefanie_Zweig
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Fairmont_The_Norfolk_Hotel
  • https://exilarchiv.dnb.de/DEA/Web/DE/Navigation/LaenderDesExils/Kenia/kenia.html
  • https://exilarchiv.dnb.de/DEA/Web/DE/Navigation/MenschenImExil/zweig-stefanie/zweig-stefanie.html
  • https://nairobisynagogue.org/about-2/about/
  • https://pl.wikipedia.org/wiki/Reichsfluchtsteuer
  • https://pl.wikipedia.org/wiki/Stefanie_Zweig
  • https://pl.wikiqube.net/wiki/Stefanie_Zweig
  • https://www.afrikaroman.de/?s=zweig
  • https://www.afrikaroman.de/autor/stefanie-zweig/
  • https://www.annefrank.org/en/anne-frank/go-in-depth/impossibilities-escaping-1933-1942/
  • https://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-am-main/ich-habe-die-grosse-liebe-meines-lebens-verloren-29402330.bild.html
  • https://www.bild.de/regional/frankfurt/schriftstellerin/stefanie-zweig-traeumt-vom-nobelpreis-26262932.bild.html
  • https://www.bild.de/regional/frankfurt/trauerfeier/fuer-autorin-stefanie-zweig-35754266.bild.html
  • https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/autorin-stefanie-zweig-femaleheritage/
  • https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/stefanie-zweig-im-portraet-noch-einmal-zurueck-nach-afrika-11891558.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3
  • https://www.fr.de/frankfurt/caroline-link-per31489/diesseits-afrika-11348365.html
  • https://www.fr.de/frankfurt/cdu-org26591/vertreibung-endet-10997214.html
  • https://www.hr-inforadio.de/podcast/wissen/das-deutsche-exilarchiv-in-frankfurt,podcast-episode-30222.html
  • https://www.jmberlin.de/exil/index.html
  • https://www.jmberlin.de/katalog-heimat-und-exil
  • https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/mit-dem-koffer-in-die-freiheit/
  • https://www.lbi.org/de/events/world-aufbau/
  • https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Stefanie_Zweig/p56197.rhd
  • https://www.pnp.de/nachrichten/panorama/Afrika-war-Teil-von-ihr-Stefanie-Zweig-ist-tot-1280555.html
  • https://www.top-magazin-frankfurt.de/redaktion/panorama/stefanie-zweig-familie-liebe/
  • https://www.welt.de/regionales/frankfurt/article127370977/Afrika-war-Teil-von-ihr-aber-nicht-alles.html

Kurze, nicht belegte Zitate im Text stammen aus den Büchern Nirgendwo in Afrika, Nirgendwo war Heimat und Irgendwo in Deutschland von Stefanie Zweig.

Die Autoren haben alle Anstrengungen unternommen, um alle Eigentümer und Inhaber der Urheberrechte des dargestellten Bildmaterials ausfindig zu machen. Dies war nicht immer möglich. Bei eventuellen Unklarheiten versichern wir Ihnen, dass die Rechte der Eigentümer respektiert werden, für einen korrekten Quellennachweis wenden Sie sich bitte an das Städtische Museum Żory. Wir bedanken uns bei allen Rechteinhabern für die Möglichkeit der Aufnahme ihrer Werke in die Ausstellung.



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